Inhaltsverzeichnis
Das Buch des Ordo Iovis
Erstes Kapitel - DE PRINCIPIIS ORDINIS
Über die Grundlegenden Pflichten des Ordens
Lies nun ueber die Prinzipien der Ordens des heiligen Giovanni und sei ihnen treu. Bedenke stets, dass dies nicht alle dir auferlegten Pflichen sind, doch sind es die wichtigsten und du sollst sie mit Freude erfuellen
I. BERGEN
Es ist die Aufgabe des Ordens, die Gefallenen und Verwundeten in der Schlacht zu bergen. Jeder Diener des Io beherrscht zumindest die Grundzuege der Wundversorgung - so wird er sich den Wunden des Verletzten annehmen und dafuer Sorge tragen, dass dem Leidenden binnen kurzer Zeit von einem Medicus geholfen wird.
„Trage den Leidenden und halte deinen schuetzenden Schild ueber sein Haupt.“
II. WUNDEN
Es ist die Aufgabe des Ordens, die Wunden der Verletzten zu verschlieszen, wie das Wissen Ios, das innewohnt in uns, es uns sagt. Reinige die Wunden mit kaltem, klaren Wasser, auf dass es hinwegspuele den feurigen Wundbrand, verbrenne die Wunde hernach oder fuege sie wieder zusammen, die Haut, mit Nadel und Faden.
„Verschliesze des Verletzten Wunde, auf dass er der Amputation entrinne.“
III. KRANKHEIT
Es ist die Aufgabe des Ordens, den Kranken zu pflegen und ihm sein Leiden zu nehmen, sei es nun Gift oder der Wahn des Fiebers. So lass Barmherzigkeit walten mit dem Kranken, gib ihm zu Essen, wenn er hungert, gib ihm zu Trinken, wenn er duerstet, gib ihm den Schlaf, wenn er ermuedet und gib ihm dein Gebet, wenn er irrt.
„Und du sollst nehmen ihm die Krankheit oder versuchen, sie zu lindern.“
IV. SCHUTZ
Gewaehre dem Kranken Schutz und sei dessen eingedenk, dass auch du diesen Schutz brauchst. Denn was hilft dem Leidenden ein toter Helfer? So schuetze dich mit dem Schwert, schuetze dich mit dem Schild, schuetze dich mit der Schnelligkeit, schuetze dich mit Mauern aus festem Stein und schuetze dich mit der Macht des Gebets.
„Und Io wird seine Hand ueber dich halten.“
V. VIER
Bewahre die Viereinigkeit, indem du deinen Bruedern hilfst, denn dir wird auch von ihnen geholfen. Widersage der Amputation, die auch hervorgerufen wird durch das Gift des Apfels. Diene dem Orden mit reinem Gewissen, diene deinem Groszmeister mit reinem Eifer, denn sein Geist ist nicht anzuzweifeln. Bewahre die Viereinigkeit und der Orden wird nicht fallen.
„Halte alle vier Gliedmaszen tuechtig, so wird auch dein Geist nicht nachlassen.“
Zweites Kapitel - DE STRUCTURA ORDINIS
Ueber den Aufbau und die Gesellschaft des Ordens
I. CUSTOS
Die Aufgabe des Custos ist in erster Linie der Schutz der Institutionen des Ordens und der anderen Ordensmitglieder. Wie der Custos dies bewerkstelligt, bleibt ihm ueberlassen. Im Kampf ist der Custos Fuehrer fuer seine Ordensbrueder. Auszerdem soll er dem Orden durch seine kreativen Taetigkeiten dienen, Ruestungen und Waffen schmieden und diese zu reparieren im Stande sein. Der Custos lehrt den Novizen und anderen Ordensbruedern die Kunst des Kampfes und der Verteidigung.
II. MEDICUS
Der Medicus soll die Kranken und Verwundeten heilen, ob mit Nadel und Faden oder durch Traenke. So versteht er die Kunst des Heilens oder die Kunst der Alchemie, oder gar beides! Braucht er die Unterstuetzung der Brueder bei einer Operation, so sollen diese ihm helfen. Der Medicus teilt sein Wissen auch mit seinen Bruedern und wird Novizen die Kunst des Heilens und Traenke Brauens beibringen.
III. PATER
Der Pater traegt die Verantwortung fuer das Gebet an Io. Ihm obliegt die Durchfuehrung der tagtaeglichen Morgen- wie Abendgebete und er fuehrt die Ordensbrueder auf dem Weg des Glaubens. Er ueberzeugt die Menschheit vom Glauben an Io und die Ordensbrueder werden ihm dabei helfen. Flieszt die heilige Kraft durch einen Novizen, so wird der Pater ihn zu einem Traeger des Glaubens ausbilden, auf dass dieser dem Orden als Pater diene.
IV. NOVIZE
Der Novize strebt nach dem Wissen, das ihm einer der Ordensbrueder vermittelt. Er sucht sich einen Mentor, der als Custos, Medicus oder Pater dem Orden dient, um von diesem zu lernen. Er folgt allen Anweisungen der Ordensbrueder und besonders denen seines Mentors, ohne sie in Frage zu stellen.
Drittes Kapitel - DE SCRIPTORIBUS
Ueber die wichtigen Reden der Skriptoren
Lies nun die weisen und wahrhaftigen Worte der zwoelf Scriptoren, die mit den heiligen Giovanni selbst lebten und starben. Bewahre sie in deinem Herzen und sie werden dir Staerke, Tapferkeit, Geschick und Gesundheit verleihen.
I. ANATATOSIUS
„Giovanni sah diesen Menschen und erkannte, dass viele durch den Fluch beeintraechtigt waren. Und er half ihnen und naehte die Beine und Arme, die abgefallen waren, wieder an, andere erloeste er durch ein Wort der Ruhe. Und am Ende waren sie alle froh ueber des Propheten Hilfe und dankten ihm.“
„Hoere das Wort des Scriptor Anatatosius ueber die Heilige Viereinigkeit und den Fluch des Krueppels.“
II. AMALFI
„Giovanni sah diesen Menschen und erkannte, dass er wie das Pergament auch von der Zeit beeintraechtigt war. Manche Blaetter ueberdauern Jahre, andere verschwinden nach wenigen Tagen ins Nichts. Und Giovanni sah, dass man den Menschen gleich Pergament mit unglaublicher Sorgfalt behandeln muss.“
„Hoere das Wort des Scriptor Amalfi ueber die Heilige Schrift und die Sorgfalt bei der Tat.“
III. COTARIUS
„Giovanni sah diesen Menschen und erkannte, dass ihm seine Erkenntnis bei der Heilung kranker und verletzter Menschen half, denn er konnte vom Heilprozess eines Koerperteiles auf den eines anderen schlieszen und so seine Fertigkeiten vervielfachen.“
„Hoere das Wort des Scriptor Cotarius ueber die Anatomie des Menschen und die Kunst des Heilens.“
IV. COTTARIUS
„Giovanni sah diesen Menschen und erkannte, wie leicht er zu formen war. Er erkannte auch, wie leicht selbst der haerteste Stein brechen konnte. Doch wie ein Meister der Baukunst konnte auch er Stein auf Stein setzen. Und wie einer im Kriege der Festung Mauer erneuert, so konnte auch er des Menschen Mauer wieder aufrichten.“
„Hoere das Wort des Scriptor Cottarius ueber die Heilige Macht von Erde, Fels und Stein.“
V. ERAXAS
„Giovanni sah diesen Menschen und erkannte, dass es kein Leichtes war, ihn zum Beten zu bringen, denn vielen fehlt die noetige Ruhe und Freiheit. So versammelte er seine Anhaenger und betete an stillen Orten mit ihnen gemeinsam, auf dass ihre Geister von den Kraeften geheilt werden.“
„Hoere das Wort des Scriptor Eraxas ueber die Wichtigkeit des Gebets und seine reinigende Kraft.“
VI. IGNAZIUS
„Giovanni sah diesen Menschen und erkannte, dass er die Faehigkeit der Verteidigung und des Angriffs zur taeglichen Uebung machen musste. Und als er seiner Uebungen Meister war, unterrichtete er seine Freunde, denn dort, wo die Verwundeten liegen, dort toben die feurigsten Kriege.“
„Hoere das Wort des Scriptor Ignazius ueber die Heilige Macht des Feuers und den brennenden Zorn.“
VII. SARETHI
„Giovanni sah diesen Menschen und erkannte, dass seine Nahrung mit groeszter Sorgfalt ausgewaehlt werden muss. Und er nahm ein bisschen von jeder Art der Speise und er sah wie sich der Mensch an der Vielfalt des Essens erfreute, sowohl im Koerper als auch im Geiste. Und der Mensch dankte ihm.“
„Hoere das Wort des Scriptor Sarethi ueber Speis und Trank, welche Leben spenden.“
VIII. SCICORUS
„Giovanni sah diesen Menschen und erkannte, dass er unsicher war. Und er lehrte ihm die Grundzuege der Naechstenhilfe wie er das Lehren lehrte. Und diese Menschen dankten ihm, denn durch ihn wurde in der Not auch ihnen gedankt.“
„Hoere das Wort des Scriptor Scicorus ueber die Freundschaft und die Hilfeleistung.“
IX. SEVERINUS
„Giovanni sah diesen Menschen und erkannte, dass er der Pflege bedarf. Und er legte ihn schlafen, gab ihm Speis und Trank. Und er gab ihm ein Dach, das moege seinen Schlaf behueten, auf dass er sich in der Nacht erhole, um am naechsten Morgen zu bluehen.“
„Hoere das Wort des Scriptor Severinus ueber die Ruhe in der Natur und die Pflege der Kranken.“
X. VERTOBRACCHIUS
„Giovanni sah diesen Menschen und erkannte, dass er zu jedem der Gifte ein Gegenmittel finden musste, denn nur so kann man solch befallenen Leidenden helfen. Und er setzte sich nieder und schuf Nacht um Nacht eine Vielzahl von Mixturen und nach der hundertvierundvierzigsten Nacht war jedes Gift besiegt.“
„Hoere das Wort des Scriptor Vertobracchius ueber die Gifte der Welt und die Kunst der Alchemie.“
XI. AVES
„Giovanni sah diesen Menschen und erkannte, dass er am besten in frischer Luft gedeiht. Und so schickte er die Kranken in die hohen Gebirge und auch die Hospitaeler sollten dort errichtet werden, wo sie von allen vier Winden des Heilung beruehrt werden, auf dass die Kranken schneller genesen.“
„Hoere das Wort des Scriptor Aves ueber die Macht der Luft und die heilenden Winde.“
XII. NURNIUS
„Giovanni sah diesen Menschen und erkannte, dass er sorgfaeltig mit den Fluessigkeiten umgehen musste, denn das Vermischen derselben mag Gefahren bergen. Auch soll jeder Corpus seine ureigenen Waesser fuer sich behalten und sie nur im besonderen Falle an einen fremden Corpus weitergeben.“
„Hoere das Wort des Scriptor Nurnius ueber die Macht des Wassers und den Quell des Lebens.“
Viertes Kapitel - DE IOVE ET MENDACE ET PRINCIPIE ORDINIS
Ueber Leben und Tod Ios, den dreizehnten Skriptor, die Gruendung von Corpus Cacranis und die Anfaenge des Ordens
WORT VON SKRIPTOR MENDAX
Denn Giovanni sprach nicht mehr zu den Voelkern, weder Freund noch Feind.
Zu jener Zeit, kurz vor dem Siege, sucht die Brueder Iovis ein groszes Unheil Heim, denn der beinahe besiegte, verderbte Feind bediente sich einer wahrlich barbarischen und hinterhaeltigen List. Einem Krieger trennte man die Gliedmassen ab, nur unglaeubige Barbaren koennen zu einer solchen Schandtat an ihren Mitstreitern in der Lage sein, und lieszen ihn auf dem Schlachtfeld zurueck. Die Medici des Ordo Iovis fanden schlieszlich seinen Leib dem Tode nahe und brachten ihn zu Giovanni, auf dass er seine goettliche Macht wirken liesze. Er tat es und der Feind erwachte zu neuem Leben. Giovanni aber sprach: „Steh auf, nimm dein Schwert und geh“ Dieser jedoch fiel nieder, pries Giovanni und sprach: „Herr, sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“ Dann reichte er Giovanni eine Frucht zum Danke und als Zeichen der Versoehnung. Io nahm die Frucht, dankte, brach sie, reichte sie auch seinen Scriptoren und sprach: „Nehmet und esset alle davon, das ist die Frucht der Versoehnung, die fuer euch und fuer alle gegeben wird.“ Und so aszen er und die Scriptoren von dem Leib der Frucht, nur der Feind tat es nicht. Alsbald begannen die Leiber der zwoelf zu schwellen, ihre Haut platzte auf und ihr Inneres quoll nach auszen. Als das Leben ihren Koerpern entfuhr riefen sie wie eine Stimme: „Io, Io, warum hast du uns verlassen“ Doch dieser selbst durchlebte mehr Qualen, als sie alle, denn die Frucht frasz sich durch seinen Leib wie heiszes Pech. Als er seinen Lebensgeist aushauchte riss der Vorhang des Tempels in der Mitte entzwei und die Sonne verdunkelte sich. Der Moerder jedoch rief: „Wahrlich, das war der goettliche Io“ Von diesem Tage an nannte man die Frucht malum.
Vier Tage trugen die Brueder schwarz, als Zeichen der Trauer. Hernach begrub man ihn schlieszlich an dem Ort seines Todes umgeben von seinen Scriptoren, auf dass die Erde aus der er entstammte ihn wieder aufnehme. Doch er zerfiel nicht zu Staub wie die Zwoelf, sondern erstarrte zu Stein. Als man das Wunder entdeckte, errichtete man auf diesem Stein seine Kirche, eine Feste so gigantisch, wie sie nie zuvor gesehen, der letzten Ruhestaette Ios wuerdig. Nur vier mal vier Jahre gingen ins Land bis zu ihrer Fertigstellung und so steht Corpus Cacranis noch heute in den Landen, die sich von den fruchtbaren Ebenen ueber die trockenen Wuesten und immergruenen Urwaeldern bis in das eisige Gebirge und sogar ueber die weiten Kuesten, ueber die endlose See und die kleinsten Inseln des Meeres erstrecken.
Als die Trauerarbeit jedoch vollbracht und man Einzug in Corpus Cacranis fand, brach der schier endlose Zorn der Buerder Ios ueber den Feind herein und die Roecke der Brueder faerben sich blutrot, denn voller Hass zerschlugen sie jeden Widerstand, streckten jeden nieder, der es wagte sich in den Weg zu stellen und brannten die Haeuser und Felder der unglaeubigen nieder. Und so herrschen die Brueder bis heute ueber die Lande, die sich erstrecken von den fruchtbaren Ebenen ueber die trockenen Wuesten und immergruenen Urwaeldern bis in das eisige Gebirge und sogar ueber die weiten Kuesten, ueber die endlose See und die kleinsten Inseln des Meeres, und ihre Ordensfeste ist Corpus Cacranis, denn Io ist bis heute mit ihnen, wenn auch sein Leib sie verlassen hat.